Cüpli, Seerundfahrt und Schlossgeschichten

Sommerausflug 2006 des Roverclubs Schweiz

Wenn Bernhard Rüst als Sekretär des Roverclubs Schweiz zum Auftakt am Sonntagmorgen 6. August 2006 zu einem Cüpli ins Schloss Hallwyl einlädt, lassen sich die Mitglieder nicht zweimal bitten. Denn das beeindruckende Rovertreff-Programm versprach an diesem Tag neben kulinarischen Höhepunkten und einer Fahrt ins Grüne
auch eine kulturell-historische Führung durch die Gemäuer der alten Burg.

Trotz regnerischem Wetter finden 31 RoveranerInnen und 2 Kinder den Weg in den Hof des Wasserschloss Hallwyl. Bei prickelndem Prosecco und Aperogebäck erklärt Bernhard die nötigen Details und verteilt uns umfassende Ausflugs-Informationen in einem grossen Couvert. Ein kurzer Spaziergang führt uns an den Schiffssteg Sengen
am Hallwilersee, wo wir bereits von der SEETAL – einem historischen Schiff aus dem Jahr 1952 - erwartet werden. Kaum an Bord, dringt bereits feiner Kaffeeduft aus dem Heck in die Nase und vermischt sich mit dem Aroma von knuspriger Rösti, Speck und Spiegelei. Ein kurzer Ruck – und die Seerundfahrt beginnt. Vorbei an schilfbewachsenen Ufern, blühenden Seerosenfeldern und Bootshäuschen, derweil sich das wunderbar aufbereitete Brunchbuffet immer mehr auf die Tellerchen im Salon verteilt und kleiner wird. Unterwegs erzählt Alex von den geschichtlichen, kulturellen und politischen Ereignissen rund um den Hallwilersee. Auch in Bernhards Unterlagen finden sich Information um und über den See - sogar ein Bericht über einen Weltrekord auf dem Hallwilersee aus dem Jahr 1938.

Mit vollem Bauch und Regenschirm verabschieden wir uns um 11.45 Uhr von der Crew der SEETAL und bummeln durch Pfützen und Wasserlöcher zurück zum mittelalterlichen Schloss.

Die Schlossführung mit Denise Kunz entpuppt sich als weiteren Höhepunkt des diesjährigen Rovertreffens. Die Geschichte des Schloss Hallwyl beginnt 1167 mit dem Bau eines massiven Wohnturmes am Ufer des Seeausflusses. Jeglichen Komfort entbehrend hauste die damalige Familie von Hallwyl umgeben von 3 Meter dicken Mauern. Erst im 13. Jahrhundert wurde ein weiteres, gegenüberliegendes 3-stöckiges Gebäude erstellt. Die unterschiedlichen Mauerstrukturen zeigen denn auch die zeitlich differenzierten Künste des Bauens. Johans I war es, der im 14. Jahrhundert das heutige Schlossbild schuf mit dem Wassergraben um die Gemäuer herum. Seine Söhne bewirkten mit einem Granvertrag, dass von diesem Zeitpunkt an der Sitz der von Hallwyl Familie über die folgenden Jahrhunderte erhalten blieb, indem die Herrschaft immer ungeteilt an den nachfolgenden Stammhalter überging. Dank dieser Vorkehrung verblieb der Besitz bis in 20. Jahrhundert - nota bene 23. Generationen lang - in den Händen der Familie von Hallwyl. Heute gehört das Schloss dem Kanton Aargau, der sich auch für die Renovation der letzten Jahre verantwortlich zeichnet.

Mit viel Enthusiasmus erzählt uns Denise Kunz von der letzten Schlossherrin Wilhelmine von Hallwyl, die reich begütert von ihrer schwedischen Familie den herrschaftlichen Sitz einer ersten Renovation unterzog. Das Schicksal wollte es, dass Wilhelmines Ehe mit Walter von Hallwyl nur 4 Töchter beschieden waren. In der Folge wurde das Schloss 1926 in eine Familien-Stiftung überführt und 1996 dem Kanton Aargau übergeben. Das Mobiliar und weitere Güter, wie auch Wilhelmines Sammlung sind heute im Landesmuseum zu bestaunen. Was im Schloss geblieben ist, ist der Geist der Familie von Hallwyl und eine umfassende Rezeptsammlung für Tinkturen, Wässerchen, Tees und Gebäcke. Dass es sich auch in früheren Jahren gut leben liess, zeigen uns die Marzipan-Küchlein aus alten Tagen, die uns Denise Kunz frisch gebacken aus ihrer Küche zum Abschied serviert:

Man nehme 260 gr. geriebene und geschälte Mandeln und mische sie mit 200 gr. Puderzucker und 4 Esslf. Rosenwasser. Auf kleinem Feuer erhitzen und gut umrühren bis eine feste Masse entsteht. Alsdann auswallen und Förmchen ausstechen. Im Ofen bei 160° 20 Min. backen.

Mit dem Wasserschloss im Rückspiegel brechen wir zu unserer Rundfahrt ins Seetal auf. Bernhard Rüst hat es nicht verpasst, uns mit einem ausführlichen Kroki zu beglücken. Nach kurvenreicher Fahrt an Maisfeldern vorbei durch Weiler und Dörfchen gibt uns die Strasse die Sicht frei auf das Schloss Heidegg, das stolz über dem Baldeggersee thront. Weiter geht die Reise nach Hohenrain und seiner Kommende mit dem auffallend roten Dach, von da Richtung Ballwil, Eschenbach und über die westlichen Moränenhügel hinauf nach Herrlisberg. Der Parkplatz vor dem Restaurant bietet gute Gelegenheit, die ganze Rovergeneration in Reih und Glied fein säuberlich aufzustellen. Auch Petrus muss ein Roverfan sein, denn er lässt zum ersten Mal an diesem Augustsonntag die Sonne aus dem Sack. Die Chromstahlbeschläge und Karosserien glänzen im hellen Licht.

Auch wenn es an diesem Augusttag die meiste Zeit geregnet hat, so hat Heinz Luder als Präsident am Morgen beim Apero richtig gesagt, wir sind mit Sonne im Herzen gekommen! Nun gehen wir voller wunderbarer Eindrücke nach Hause. Danke Bernhard!

Carmen von Däniken/6.8.2006

Seetal auf dem Hallwilersee

Beim Schloss Hallwyl

 

Autobesichtigung vor dem Zvieri